Feneberg, Boos und Gossner spielen dabei eine wichtige Rolle. Verdacht: Aftermystik. 1800 – 21 Prof. für Moral- und Pastoraltheologie an der bayer. Landesuniversität Landshut, hochangesehener Pädagoge. 1816 distanziert er sich von der schwärmerischen Erweckung im Allgäu,1820 auch förmlich von allen ihm gemachten Vorwürfen. 1829 Bischof von Regensburg. Geistlicher Mentor von Anna Schlatter-Bernet, mehrere Besuche in St.Gallen.
Johann Michael Feneberg (1751- 1812)
Jesuit, seit 1770 mit Sailer befreundet. Seit 1793 Pfarrer in Seeg bei Füssen/Allgäu. Boos, sein Cousin, und Gossner waren zeitweise in seiner Pfarre Kapläne. Muss sich beim Bischof von Augsburg wegen Aftermystizismus verantworten. Widerruft 1797 10 Sätze, die er aber gar nicht gelehrt hatte.
Martin Boos (1762 – 1825)
„Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“. Katholischer Priester, Asket – schläft auf dem Boden, Selbstgeisselung. Durch sterbende Bäuerin zur lutherischen Rechtfertigungslehre bekehrt, sola fide (Röm 3,28) In Seeg lösen seine Predigten eine Erweckungsbewegung aus: „Boos ist ein wahrer Apostel, ein Paulus, und alle Wunder des Glaubens erneuerten sich in seiner Gemeinde.“ 1797 in Augsburg zu Haft im Priestergefängnis verurteilt. 1806 Pfarrer in Gallneukirchen/Diözese Linz,
dort 1810 große Erweckung. 1815 seines Amts enthoben landet er in einem Linzer Klostergefängnis, aus welchem er durch ein Mauseloch Briefe herausschmuggelt u.a. an Anna Schlatter. Darf 1816 auswandern, wird in Bayern erneut und mehrfach des verderblichen Mystizismus beschuldigt. Findet im preußischen Rheinland ab 1817 Anstellung als Lehrer und Pfarrer.
Johannes Evangelista Gossner (1773 – 1858)
Katholischer Priester, seit 1797 mit Sailer bekannt. 1802 trotz Widerrufs zu mehreren Wochen Priestergefängnis in Augsburg verurteilt. Später in Tirol und München: enormer Zulauf zu seinen Predigten. Ab 1820 an der Malteserkirche in St.Petersburg – seine Gottesdienste sind überfüllt. „Hier ist ein großes Volk, das den Herrn sucht.“ Alle Prediger – außer den Herrnhutern – betreiben seinen Sturz, 1824 durch Zar Alexander I. ausgewiesen. 23.7.1826 : Übertritt in die evangelische Kirche in Schlesien, im Schloss eines mit Kottwitz eng befreundeten Adligen.
<Fortsetzung siehe Gossner/Kottwitz-Kreis>
Kottwitz-Kreis
Matthias Claudius (1740 – 1815)
Verfasser des ersten Gedichts deutscher Sprache gegen die Negersklavierei: „Der Schwarze in der Zuckerplantage“ (1773):
Weit von meinem Vaterlande/Muß ich hier verschmachten und vergehen,/Ohne Trost, in Müh ́ und Schande;/Oh die weißen Männer !! Klug und schön!/Und ich hab ́ den Männern ohn ́ Erbarmen/Nichts getan./Du im Himmel! Hilf mir armen/Schwarzen Mann!