Mit Franz Ludwig beginnt die Geschichte der Familie Zahn in Moers.
Er wird 1798 im Pfarrhaus des kleinen Örtchens Wasserthaleben in der Nähe von Sondershausen im Thüringischen geboren. Sein Vater Gottlieb war dort Pfarrer, wie sein Vater Volkmar und dessen Vater Johann Michael zuvor und sein Sohn danach evangelische Geistliche waren, 147 Jahre lang, vier Generationen Pfarrer in einem Ort. Franz Ludwig hat 12 Geschwister, sechs Schwestern und sechs Brüder. Der erste Schulunterricht beginnt im heimischen Pfarrhaus, dann Wechsel ans Gymnasium nach Greußen. Vater Gottlieb war Rationalist, Franz Ludwig erzählte später, dass er so richtig beten zu Hause nicht gelernt habe. Nach dem Abitur 1815 bezieht er die Universität in Jena, um Jura zu studieren. Ein religiöses Leben war ihm fremd. Er arbeitet nach dem Studium für einige Zeit am sächsischen Patrimonialgericht, danach lässt er sich im heimischen Thüringen als Advokat nieder.1822 tritt eine entscheidende Wende im Leben Franz Ludwigs ein. Sein älterer Bruder Adolf, der Theologie studiert hatte, erschließt ihm die Welt des christlichen Glaubens. Franz Ludwig hängt die Juristerei an den Nagel und geht nach Berlin, um ebenfalls Theologie zu studieren. Er gerät in den pietistischen Kreis des Baron von Kottwitz, in dessen Haus er aufgenommen wird, und er Zeit Lebens Franz Ludwig „ein liebender Vater.“ 1824 schließt Franz Ludwig Zahn sein Theologiestudium ab. Der zu dieser Zeit berühmte Theologe August Neander versucht den 26-Jährigen für eine akademische Laufbahn zu gewinnen. Doch dieser hat andere Pläne, sein Interesse gilt fortan der Pädagogik. 1825 stellt ihn Wilhelm Harnisch als Lehrer im Seminar in Weißenfels an.. Durch ihn lernt Franz Ludwig Zahn den „echten Pestalozzi“. Eine gute Volksbildung kann nur auf einem lebendigen Christenglauben wachsen. Mit dieser Überzeugung wechselt Zahn 1827 als Leiter des Flettcher’schen Lehrerseminars nach Dresden. Zuvor hat er in Berlin am 1. Juli 1827 die Schweizerin Anna Schlatter geheiratet, die als Hauslehrerin bei den von der Groebens in Breslau gelebt hatte. Anna lernte Frau Ludwig durch seinen Bruder Adolph kennen, der mit Annas Schwester Kleophea verheiratet war. Anna war eine Tochter der zu ihrer Zeit weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannten Pietistin Anna Schlatter, die aus der Familie Bernet in St. Gallen stammte. In Dresden werden dem jungen Paar drei Kinder geboren. Die Familie bleibt fünf Jahre an der Elbe. In Dresden beginnt Franz Ludwig Zahn mit dem Schreiben, er arbeitet dort eifrig an seinen Büchern.
1832 beruft der preußische König Friedrich Wilhelm III. Franz Ludwig als Nachfolger von Adolf Diesterweg als Direktor des Lehrerseminars nach Moers am Niederrhein, wo er bis zu seinem Lebensende lebt. Hier in Moers entwickelt er eine unglaubliche Aktivität: Er gründet einen Verlag, drei Zeitungen, eine Druckerei, eine Schulbuchhandlung und auf Gut Fild, das er 1837 erwarb. Hier entstand die Filder Erziehungsanstalt und die Stiftung des Waisenberges. Er baut in gegenüber dem Haupthaus drei weitere Gebäude, die er für seine Lehrzwecke benötigt.
Die Titel aller seiner von ihm verfassten Bücher zu nennen, würde hier zu weit führen, sie erreichen Millionenauflage und werden sogar in Amerika gedruckt.
Eine seiner Zeitungsgründungen „Der Grafschafter“ lebt noch heute weiter in der Rheinischen Post, die mit einer Moerser Lokalausgabe erscheint. In Zahn’s Moerser Einrichtungen werden Generationen von Volkschullehrern ausgebildet. 1845 beginnt mit einer Denkschrift „Über die Leitung des Volksschulwesens“ eine umfangreiche Auseinandersetzung mit der preußischen Kultusbürokratie. Diese Auseinandersetzung sollte mit Unterbrechungen bis 1857 anhalten.
1853 starb Anna Zahn im Alter von 53 Jahren. Mit der Erlaubnis des preußischen Königs darf Franz Ludwig seine Frau auf Gut Fild bestatten, damit war der Grundstock zum Privatfriedhof der Familie Zahn gelegt.
1857 legt Franz Ludwig Zahn sein Amt als Seminardirektor nieder, lebt aber weiterhin auf Gut Fild. Er widmet sich bis zu seinem Ableben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten, steigt hie und da auf die Kanzel, um zu predigen.
In seinen Erinnerungen an den Großvater schreibt Hans Zahn, Enkel von Franz Ludwig: „Die Filder Welt, die Zahn sich geschaffen, war für uns, seine Enkelkinder, gleichsam ein geheiligter Bezirk, der zur Stille und Ehrfurcht zwang. Er schritt hindurch durch seine Welt geradezu paradiesischer Schönheit, oft laut mit jemandem redend, der nicht zu sehen war. Als ich es dann einmal wagte, ihn zu fragen, mit wem er denn geredet habe, gab er mir zur Antwort: Der Herr ist allezeit bei mir. Aber das verstehst Du noch nicht“.